Wie Eltern mentale Stärke fördern – oder zerstören
Zwischen Spielfeld und Seitenlinie: Wie Eltern mentale Stärke fördern – oder zerstören
Du spielst. Du willst. Du kämpfst.
Und am Rand hörst du: „Lauf doch!“ – „Wieso hast du nicht geschossen?“
Es sind gut gemeinte Worte. Aber sie landen genau dort, wo es am meisten wehtut: im Kopf.
Denn was Eltern sagen, fühlen, fordern – das beeinflusst Kinder im Sport direkter, stärker und langfristiger, als viele glauben.
Dieser Beitrag zeigt, was Studien über Sporteltern belegen, wie mentale Stärke im familiären Kontext entsteht – und was du als Elternteil oder Trainer:in konkret tun kannst, um junge Athlet:innen zu stärken statt zu bremsen.
„Ohne Eltern läuft nichts – mit ihnen kann alles kippen“
So beginnt das Faktenblatt des Kantons Zürich (2023).
Eltern sind im Kinder- und Jugendsport unverzichtbar:
Sie fahren, organisieren, trösten, motivieren. Doch sie beeinflussen nicht nur den Rahmen – sondern auch die innere Haltung ihrer Kinder.
Psychologische Studien belegen:
Die Beziehung zwischen Eltern und ihren sporttreibenden Kindern wirkt direkt auf Motivation, Leistung, Wohlbefinden – und auf mentale Belastung.
Was Kinder im Sport wirklich brauchen
Sportliche Entwicklung ist nicht nur Technik, Taktik und Training.
Sie ist auch ein soziales und mentales Reifefeld.
Kinder brauchen:
emotionale Sicherheit
Lob für Einsatz – nicht für Resultate
Interesse an ihnen – nicht an ihren Fehlern
Wer als Elternteil nach dem Spiel nur fragt:
„Hast du gewonnen?“ oder „Wie viele Tore hast du gemacht?“,
sendet ein Signal: Du wirst bewertet – nicht begleitet.
Drei zentrale Prinzipien für Sporteltern
Basierend auf Studien und den Empfehlungen des Kantons Zürich ergeben sich drei goldene Regeln:
1. Verlässlichkeit stärkt Selbstvertrauen
Kinder brauchen Eltern, die auch nach einem schlechten Spiel gleich reagieren wie nach einem guten.
Erzeuge Stabilität statt Stimmungsschwankung.
2. Autonomie stärkt Motivation
Erlaube deinem Kind, mitzuentscheiden. Ob es heute trainieren will. Wie es mit einer Niederlage umgehen will.
Eigenverantwortung ist der Nährboden für intrinsische Motivation.
3. Erlebnis schlägt Ergebnis
Stelle Fragen wie:
„Was war heute herausfordernd?“
„Worauf warst du stolz?“
Das fördert Reflexion und reduziert Leistungsdruck.
Was Eltern besser machen können
Zwei aktuelle Forschungsarbeiten vertiefen dieses Thema eindrucksvoll:
Studie 1: Elterliches Verhalten beeinflusst Motivation direkt
Die Meta-Analyse von Gao et al. (2024) zeigt:
Autonomie-fördernde Eltern steigern die Motivation, das Wohlbefinden und die sportliche Ausdauer von Kindern.
Kontrolle, Druck und ständige Korrektur hingegen senken Freude und langfristige Teilnahme.
Fazit:
Nicht „mehr Unterstützung“, sondern bessere Unterstützung macht den Unterschied.
Studie 2: Burnout betrifft nicht nur Kinder – sondern auch Eltern
DeFreese et al. (2018) untersuchten über 200 Eltern junger Athlet:innen.
Ergebnis:
Eltern mit hoher emotionaler Wärme berichten seltener über Stress oder Erschöpfung.
Konfliktreiche Eltern-Kind-Beziehungen erhöhen das Burnout-Risiko bei beiden – Kind und Elternteil.
Fazit:
Weniger Kampf, mehr Verbindung.
Mentale Gesundheit ist ein System – kein Einzelsport.
Mein Coaching-Fazit
Als Mentalcoach arbeite ich nicht nur mit Athlet:innen – sondern auch mit ihrem Umfeld. Und Eltern sind der wichtigste Teil davon.
Im Coaching sensibilisiere ich Eltern dafür:
Was ihre Worte auslösen
Wie mentale Stärke gefördert werden kann
Warum Loslassen oft mehr hilft als Lenken
Denn:
Was du am Spielfeldrand sagst, wird zur Stimme im Kopf deines Kindes.
Drei Reflexionsfragen (für Eltern)
Was sage ich meinem Kind nach einem verlorenen Spiel?
Rede ich mehr über Resultate – oder über Erlebnisse?
Wieviel von meinem Ehrgeiz projiziere ich auf mein Kind?
Wenn du dabei ins Grübeln kommst: gut so.
Genau hier beginnt Veränderung!
Quellen
Kanton Zürich, Sportamt (2023). Sporteltern. Was Kinder im Sport von ihren Eltern brauchen.
Gao, Z., et al. (2024). The role of parents in the motivation of young athletes: a systematic review. Frontiers in Psychology.
DeFreese, J. D., et al. (2018). Parent–Child Relationship and Sport Parents’ Experiences of Burnout and Engagement. Journal of Clinical Sport Psychology.
Dieser Beitrag ist Artikel Nr. 7 der Blogreihe MentALLab, in der ich regelmässig wissenschaftliche Studien aus Sportpsychologie und Coaching aufarbeite.
Mein Ziel: komplexe Erkenntnisse verständlich machen – und Impulse für die Praxis geben.
Willkommen im MentALLab - hier beginnt das Spiel vor dem Anpfiff.