Wie psychologische Interventionen im Sport wirklich wirken – Ein Blick in über 100 Studien

Stell dir vor: Du stehst im Tunnel, bereit für den Wettkampf. Dein Körper ist bereit – aber was ist mit deinem Kopf?
Du erinnerst dich an die mentale Technik aus dem Training: Einmal tief durchatmen, ein klares Bild im Kopf, Fokus.
Aber funktioniert das wirklich – wissenschaftlich?

Diese Frage haben sich auch die Forscher Reinebo und Kolleg:innen gestellt. In ihrer systematischen Übersichtsarbeit haben sie 111 Studien analysiert, die genau das untersuchen: Verbessern psychologische Interventionen tatsächlich die Leistung von Athlet:innen?

Spoiler: Ja, aber …

Was haben die Forschenden gemacht?

  • Sie durchforsteten die Literatur nach quantitativen Studien – also Studien mit messbaren Leistungsdaten: Sprintzeiten, Kraftwerte, Punktzahlen, Trefferquoten.

  • Sie wählten nur Studien mit kontrollierter Versuchsstruktur – also: Vorher–Nachher-Vergleiche, Kontrollgruppen, etc.

  • Aus den 111 Studien identifizierten sie 25, die vergleichbar genug waren, um sie in einer Meta-Analyse zusammenzufassen.

  • Sie konzentrierten sich auf drei häufig eingesetzte Interventionstypen:

Psychological Skills Training (PST)

Ein kombiniertes Training aus Zielsetzung, Visualisierung, Selbstgesprächen, Entspannungsverfahren und Konzentrationstechniken.
Diese Kombination zeigte den stärksten Effekt auf die Leistung (Effektstärke g = 0.83).

Mindfulness- und Acceptance-basierte Ansätze

Hierbei lernen Athlet:innen, mit unangenehmen Gedanken umzugehen, sich nicht ablenken zu lassen und im Moment zu bleiben – z. B. durch Atemtechniken oder Akzeptanzübungen.
Auch diese Methoden zeigten gute Effekte auf die Leistung (g = 0.67)

Imagery (Visualisierung)

Mentales Durchspielen von Bewegungen, Abläufen oder ganzen Spielsituationen.
Einzeln angewendet ebenfalls äusserst wirksam (g = 0.75).

Wo liegen die Grenzen?

Die Forscher:innen zeigen auch: Je genauer man auf die Qualität der Studien achtet, desto kleiner werden die Effekte.
Das heisst: Nicht jede Visualisierungsübung wirkt gleich, und nicht jede Entspannungsübung verbessert die Leistung automatisch. Entscheidend ist, wie professionell die Methoden umgesetzt wurden – mit Begleitung, mit Übungszeit, mit klarer Struktur.

Was bedeutet das für meine Arbeit als Coach?

In meinem Coaching arbeite ich genau mit diesen bewährten Methoden – und ich setze sie gezielt ein.
Ich achte darauf, dass sie zu dir und deinem Sport passen, dass du sie verstehst und anwenden kannst – und dass wir nicht nur im Kopf arbeiten, sondern am konkreten Verhalten.

Mentales Training ist kein Zufall. Es braucht Struktur, Wiederholung und Praxisnähe – genau das biete ich dir im Coachingprozess.

Denn mentale Stärke beginnt nicht im Wettkampf, sondern im Training. Und zwar nicht nur körperlich, sondern auch mental.

Quelle

  • Reinebo, G., Alfonsson, S., Jansson-Fröjmark, M., Rozental, A., & Lundgren, T. (2024). Effects of Psychological Interventions to Enhance Athletic Performance: A Systematic Review and Meta-Analysis. Sports Medicine, 54, 347–373.

 

 

Dieser Beitrag ist Artikel Nr. 3 der Blogreihe MentALLab, in der ich regelmässig wissenschaftliche Studien aus Sportpsychologie und Coaching aufarbeite.
Mein Ziel: komplexe Erkenntnisse verständlich machen – und Impulse für die Praxis geben.

Willkommen im MentALLab - hier beginnt das Spiel vor dem Anpfiff.

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